Unser Marsch ist eine gute Sache

Udo, der Ostermarschierer und Friedensfreund

Ein Beispiel über die Zusammenarbeit von Reinhard Schwitzer und Udo Achten. Ein Erinnerungsbeitrag von Reinhard Schwitzer, eingeleitet von Edith Großpietsch

Fasia Jansen, Perry Friedman, Dieter Süverkrüp beim Ostermarsch NRW, 1966. Foto: Klaus Rose

Udo war all die Jahre beim Ostermarsch dabei, auch bereits beim ersten Mal 1958 in Adermaston.

Mitte des 20. Jahrhunderts verschärft sich der Kalte Krieg. Die Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung ist plötzlich real. Nach den USA und der Sowjetunion wird Großbritannien zur dritten Atommacht. 1957 testen die Briten im Pazifik eine Wasserstoffbombe. Gegen die Logik der gegenseitigen Abschreckung durch Atomwaffen gibt es Widerspruch. Im Februar 1958 wird die britische „Kampagne für nukleare Abrüstung“ gegründet. Zu Ostern 1958 organisiert die Sammlungsbewegung einen Protestmarsch von London zum 80 Kilometer entfernten Atomwaffen-Forschungszentrum in Aldermaston.  

Udo war sein Leben lang unermüdlich gegen Krieg und Faschismus, gegen die Atombombe und alle weiteren Aufrüstungsbestrebungen aktiv. Auch hier hat er sich innerhalb der Gewerkschaften nicht verbogen. Gab es doch viele Auseinandersetzungen. Die Gewerkschaften, auch die IG Metall haben eine ungebrochene Unterstützung der Friedensbewegung nicht immer möglich gemacht. Ja, es wurde auch mit Verboten gearbeitet. Die Auseinandersetzung um den Krefelder Appell gegen die Stationierung der Pershing Raketen in Westeuropa ist hierfür beispielgebend.  

Auch hier gab es immer wieder Aktivitäten und Begegnungen, wo Udo seine Kontakte, Netzwerke etc. zu Verlagen und Druckereien nutzte, um Broschüren, Hefte, Blätter, Bücher überhaupt drucken zu können. Die meisten von uns hatten diese Kontakte nicht. 

Reinhard Schwitzer erinnert sich:

Bis Mitte der siebziger Jahre habe ich mit Udo einige Jugend II Seminare in Sprockhövel durchgeführt.

Immer in der Anfangsphase der Seminare versuchten wir uns mit den Teilnehmern/innen über die gesellschaftspolitische Lage, über die betrieblichen Verhältnisse und über das Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen zu verständigen.

Bei der Analyse der gesellschaftspolitischen Verhältnisse outete sich Udo als Ostermarschierer, wenn wir allgemein über Krieg, Frieden und Abrüstung diskutierten. 

Oft fing Udo zu singen an: „Unser Marsch ist eine gute Sache, weil er für eine gute Sache ist. Wir marschieren nicht aus Hass und Rache, wir erobern kein fremdes Gebiet…“

Eine Veranstaltung der IG Metall Hannover 1981 im Rahmen des Jugendmonats der IG Metall.  

Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis jedes Mal, auch die Reaktionen der TeilnehmerInnen!

Als eine Lehre aus der Geschichte ist in der Satzung der IG Metall in §2 formuliert: „Die IGM hat die Aufgabe, die wirtschaftlichen, sozialen, beruflichen und kulturellen Interessen der Mitglieder zu fördern… und setzt sich für Frieden, Abrüstung und Völkerverständigung und den Schutz der natürlichen Umwelt… ein“. 

Die historisch bedeutsame Rolle der IGM-Jugend zur Unterstützung der Ostermärsche gegen die Verbreitung der Atomwaffen wurde im Seminar thematisiert, sowie unser Satzungsauftrag für Frieden und Abrüstung einzutreten. Es wurde in fast jedem Jugendseminar über das demokratische Recht, den Kriegsdienst zu verweigern, aufgeklärt.

Ende der siebziger Jahre wurde der Widerstand gegen den Nato- Doppelbeschluss von Dezember 1979 sehr groß und die Gewerkschaftsjugend engagierte sich bundesweit mit an vorderster Stelle in der Friedensbewegung.

Diesen Aktivitäten war Udo inhaltlich und durch praktische Unterstützung bundesweit stets verbunden, insbesondere auch durch sein politisches Engagement in seiner Heimatstadt Düsseldorf

Als wir – als Autorenkollektiv – für die gewerkschaftspolitische Diskussion mehrere Broschüren zu Frieden und Abrüstung erstellten, war es Udo, der den Kontakt zur Druckerei WI-Verlag in Düsseldorf, zu Fritz Thomas herstellte. In diesem Verlag sind dann zwei Broschüren zur friedenspolitischen Thematik und zur Konversion von Produkten erschienen. Diese Broschüren belebten und prägten die innergewerkschaftliche Diskussion bundesweit.

1980 / 1984

Sie sind auch ein Beispiel dafür, wie die örtliche Ebene der IG Metall den Willensbildungsprozess der IGM bundesweit beeinflussen konnte.

Udos Unterstützung zum WI-Verlag hat damals die Finanzierung dieser Broschüren erst ermöglicht und für eine umfassende Verbreitung gesorgt: Dafür können wir Udo nur ganz herzlich danken.

Parallel zu diesem Prozess gründeten sich in verschiedenen Rüstungsbetrieben Konversionsarbeitskreise, die sich inhaltlich qualifiziert mit betrieblichen Konversionsvorschlägen – alternative Produktion – auseinandersetzten.

Unter Anderem stieg auch in dieser Zusammenarbeit mit Udo meine Hochachtung für sein Werken und Wirken. Wir waren so über die Jahre nicht nur gute Kollegen, sondern auch gute Freunde.

Reinhard Schwitzer, war ein Kollege und guter Freund von Udo, zunächst Sekretär und später 1. Bevollmächtigter in der IG Metall Geschäftsstelle Hannover.